6:30 Uhr
Guten Morgen! Der Wecker klingelt. Ich stehe auf und mache für unsere Kinder das Frühstück, da mein Mann heute schon früher zur Arbeit gegangen ist. Nachdem die beiden zur Schule los sind, schaue ich im Kalender, welche Termine heute anliegen.
8:15 Uhr
Angekommen in meinem Dienstzimmer, überprüfe ich, ob zu den Verfahren, die ich heute verhandeln werde, noch Schriftsätze, also neue Unterlagen der Klägerinnen und Kläger oder der Beklagten eingegangen sind. Dann schiebe ich meinen Rollwagen mit den Verhandlungsakten zum Sitzungssaal.
9:00 Uhr
Ich rufe die erste Sache auf. In diesem Verfahren geht es um die Tabaksteuer. Bei der Klägerin waren im Rahmen einer polizeilichen Hausdurchsuchung 39 Stangen unverzollte und in Deutschland nicht versteuerte Zigaretten mit ukrainischen Steuerbanderolen aufgefunden worden. Die Klägerin soll für den Besitz dieser geschmuggelten Zigaretten Tabaksteuer in Höhe von fast 4000 € zahlen.
9:45 Uhr
Im zweiten Fall geht es um die steuerrechtliche Behandlung eines Kraftfahrzeugs mit polnischem Kennzeichen. Der Kläger, der die deutsche und die polnische Staatsangehörigkeit besitzt, ist Halter eines SUV mit polnischem Kennzeichen. Anlässlich einer Verkehrskontrolle hatte er angegeben, das Fahrzeug vor einigen Jahren in Polen gekauft und dort auch zugelassen zu haben. Ermittlungen der Polizei ergaben indes, dass der Kläger bereits seit über einem Jahr einen festen Wohnsitz in Hamburg hat. Aus diesem Grund wird der Kläger zur Zahlung von Kraftfahrzeugsteuer herangezogen, die gegenüber der polnischen Steuer viel höher ist.
10:30 Uhr
Der Sitzungssaal hat sich nun deutlich gefüllt: Eine bekannte Hotel-Besitzerin klagt gegen die von der Hamburgischen Bürgerschaft beschlossene „Bettensteuer“. Die Bettensteuer ist eine Kultur- und Tourismusabgabe, die Reisende in Hamburg pro Übernachtung zahlen müssen. Die Hotels sollen sie für die Stadt bei den Gästen einfordern.
11:30 Uhr
Zum Abschluss des Vormittags bereite ich in einem Erörterungstermin eine Sitzung der kommenden Woche vor. Die Klägerinnen und Kläger arbeiten auf einer Offshore-Plattform in der Nordsee. Sie erhalten von ihrem Arbeitgeber während ihres Schichtdienstes auf der Plattform unentgeltliche, also für sie kostenfreie, Verpflegung. Das Finanzamt meint, dass es sich hierbei um steuerpflichtigen Arbeitslohn handelt. Ich kläre im Termin, wie sich die Arbeits- und Unterkunftsbedingungen auf der Plattform darstellen und warum der Arbeitgeber die Klägerinnen und Kläger unentgeltlich verpflegt.
12:30 Uhr
Mittagszeit! In der Kantine treffe ich meine Kolleginnen und Kollegen, und wir tauschen uns während des Essens über die Verhandlungen des Vormittags aus.
13:30 Uhr
Zurück in meinem Dienstzimmer, beginne ich, die Urteile über die Fälle des Vormittags zu verfassen.
14:00 Uhr
Mich erwarten Akten zur Bearbeitung. Außerdem lade ich Sachverständige sowie Zeuginnen und Zeugen für kommende Verhandlungen, lege Verhandlungstermine fest und informiere mich über anstehende Verfahren.
15:30 Uhr
Ich muss zu einer Sitzung des Präsidiums. Das Präsidium des Gerichts ist zuständig für die interne Verteilung der Verfahren. Es legt fest, welche Richterin bzw. welcher Richter für welches Verfahren zuständig ist – dabei können sich weder Richterin und Richter ihr Verfahren aussuchen noch Klägerin und Kläger bzw. Beklagte ihren Richter oder ihre Richterin selbst aussuchen.
16:30 Uhr
Die Präsidiumssitzung ist beendet. In meinem Dienstzimmer telefoniere ich mit der Geschäftsstelle. Ich erfahre, dass ein eiliges Verfahren eingegangen ist, in dem ein Bürger um gerichtliche Hilfe gegen die Vollstreckung einer Steuerforderung bittet. Nach einigen Telefonaten gelingt es mir, beim zuständigen Finanzamt einen Vollstreckungsaufschub zu erreichen, bis das Gericht die Berechtigung der Steuerforderung prüfen kann.
17:30 Uhr
Die noch verbleibende Zeit des Arbeitstages nutze ich, um die Urteile fertigzustellen.
18:45 Uhr
Ich fahre nach Hause, um mit meinen Kindern Abendbrot zu essen.
22:00 Uhr
Nachdem ich noch etwas gelesen habe, gehe ich ins Bett.